Katharina Hohenstein
„Hitze und Kälte, Kummer und Schmerz, Schrecken und Schwäche an Besitz und Körper – dies alles zusammen bürdet uns die erhabene Weisheit auf, damit ans Tageslicht kommt, aus welchem Stoff unser Innerstes gemacht ist.“
Dschalāl ad-Dīn Muhammad ar-Rūmī (1207–1273)
Reinhold Tappeiner hat der zeitweiligen und ungewohnten Einschränkung eine deutliche Sprache gegeben. Jeder dieser Daseinsformen wohnen zwischen Hoffen und Bangen, Ausharren, Akzeptieren, Ruhen und Verzweifeln etliche Prozesse inne. Die in den Arbeiten lebenden Ängste führen ein dynamisches, sich immer wieder neu befeuerndes Eigenleben. Einige Male kommt er ihnen so nahe, dass er sie genau deswegen zu vertreiben scheint. Lichtblicke der Hoffnung leuchten in Kohle auf Tempera auf Marmorsand auf Papier; der Mensch lebt wieder aufrecht und will scheinen, schaffen, leben.
Die Thematik von Essenz führt den Betrachter in ein klar beschriebenes Umfeld. Doch das Reduzierte dient gleichermaßen als Raum, der von individuellen Perspektiven aus betrachtet werden kann. Reinhold Tappeiner arbeitet in Essenz mit diesem Raum. Hier stellt er sich seinen eigenen Arbeiten mit unmissverständlicher Ehrlichkeit.
Auszug aus dem Text von Katharina Hohenstein (Buch Essenz)